Früh reifte in ihm der Wunsch für das Priesteramt. 1946 machte er im jesuitischen Sankt Andrew-on-Hudson-Seminar von Hyde Park im US-Bundesstaat New York seinen Bachelor-Abschluss, seinen Master dann am Woodstock College in Baltimore. Danach war er in Frankreich, wo ihn die Arbeiter-Priester-Bewegung beeinflusste.
Neben der Theologie faszinierte Berrigan die Poesie, mit der er sich neben seiner Arbeit als Lehrer an der Brooklyn Preparatory School beschäftigte. Er hinterlässt eine Fülle an literarischen Werken und Gedichten, von denen die "Prison Poems" (Gefängnis-Gedichte) vielleicht die berühmtesten sind.
Berrigan freundete sich mit der katholischen Sozialaktivistin Dorothy Day und dem Trappisten Thomas Merton an. Einen Gegenspieler fand Berrigan im New Yorker Kardinal Francis Spellman, der ihn zu einer Recherchenreise nach Südamerika schickte. Nach Protesten der damals einflussreichen Links-Katholiken in den USA durfte der Aktivist zurückkommen - er zeigte sich entschlossener denn je.
Sein Friedensaktivismus brachte ihm Bewunderung bei der amerikanischen Linken ein. Paul Simon setzte ihm mit dem Song "Me and Julio Down by the Schoolyard" ein Denkmal. Er diente Colum McCann als Inspiration für den fiktiven Father Corrigan in dessen Bestseller "Let the Great World Spin".
Bevor er seinen Platz an der katholischen Fordham University in der Bronx von New York fand, lehrte Berrigan unter anderen an der Columbia University, in Cornell und Yale. In den vergangenen Jahren setzte sich der Jesuit für Aids-Kranke ein. Bis ins hohe Alter behielt er seine Streitbarkeit bei. So tauchte er 2012 in Manhattan auf, um sich mit den "Occupy Wall Street"-Demonstranten zu solidarisieren.
Einmal danach gefragt, wann er zur Ruhe komme, sagte Berrigan an seinem 80. Geburtstag: "An dem Tag, nachdem ich einbalsamiert wurde. Dann gebe ich auf." Am 30. April 2016 starb er in einer Jesuiten-Pflegeeinrichtung in New York nach langer Krankheit im Alter von 94 Jahren.
Von Thomas Spang (KNA)