Kinder- und Jugendschutz, Aufarbeitung

Konsequenzen

Spätestens seit 2004 und in besonderer Weise seit 2010 sind Vorwürfe sexuellen Missbrauchs, sexueller Übergriffe und Grenzüberschreitungen gegen Kinder und Jugendliche durch Jesuiten öffentlich bekannt geworden. Die Vorwürfe, die bis in die 40er Jahre zurückreichen und sich in die 2000er Jahre erstrecken, waren oftmals der Ordensleitung bekannt.

Wir erkennen an, dass der Jesuitenorden seiner Aufgabe – dem seelischen und körperlichen Schutz der ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen – nicht genügend nachgekommen ist und bedauern dies zutiefst.

Leitlinien für den Umgang und Prävention

Das gilt auch für Erwachsene, denen Unrecht geschah. Gleichzeitig erbitten wir von den Betroffenen Vergebung für das erlittene Unrecht und die Verletzungen, die ihnen zugefügt worden sind, sowie dafür, dass Wegsehen und Weghören um sich gegriffen haben, Berichte oder Hinweise von Betroffenen nicht zur Kenntnis genommen oder die Möglichkeit von sexualisierter Gewalt gegen minderjährige oder erwachsene Schutzbefohlene wider besseres Wissen geleugnet wurden.

Der Jesuitenorden stellt sich seiner fortdauernden Verantwortung, insbesondere was die Prävention und den Umgang mit möglichen Verdachtsfällen heute betrifft. Unser Ziel ist es, Situationen zu schaffen, in denen Versöhnung möglich werden kann. Die Deutsche Provinz der Jesuiten handelt nach den "Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Ordenspriester, -brüder und -schwestern von Ordensgemeinschaften päpstlichen Rechts im Bereich der Deutschen Ordensobernkonferenz sowie durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ordenseigenen Einrichtungen", die am 26.06.2014 in Kraft gesetzt wurden.

Ansprechpersonen

Externe Ansprechpersonen

Für Menschen die in Einrichtungen des Jesuitenordens sind, die in Einrichtungen anderer Orden oder Pfarreien von Mitarbeitern des Jesuitenordens betreut werden oder die in Gruppen oder Angeboten sind, die von Jesuiten geleitet werden, gibt es zwei externe Ansprechpersonen zu Fragen von sexuellen Übergriffen und Gewalt. Die Ansprechpersonen stehen auch für in der Vergangenheit geschehene Vorgänge und Fragen hierzu zur Verfügung.  

Wir, Katja Ravat und Marek Spitczok von Brisinski, sind seit vielen Jahren in der Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen tätig. Wir sind unabhängig von kirchlichen Strukturen und können von allen Menschen kontaktiert werden, die Anliegen oder Fragen zu Ereignissen von Gewalt in Angeboten der Jesuiten haben. Dies kann im strafbaren oder nicht strafbaren Bereich sein.

Gespräche mit uns sind vertraulich, Informationen werden nur weitergegeben, wenn dies gewünscht wird. Ausnahmen sind Situationen, in denen eine akute Gefahr für das Wohl eines Menschen besteht.

Wir hören zu, besprechen Anliegen sowie Fragen zu Gewaltvorkommnissen und bieten Unterstützung nach unseren Möglichkeiten an. Ziele sind Unterstützung für Betroffene sowie die Verhinderung von zukünftiger Gewalt.

Wir können wie folgt erreicht werden, auch ohne Nennung des eigenen Namens:

Marek Spitczok von Brisinski

Postfach 304152
10756 Berlin
Tel 0163 0817379
spitczok(at)posteo.de

Marek Spitczok von Brisinski arbeitet seit 2007 als Traumafachberater in der Prävention und Beratung mit betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Er war viele Jahre in Beratungsstellen tätig, bei berliner jungs und dem Hilfetelefon sexueller Missbrauch. Er berät Institutionen zu Schutzkonzepten sowie Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und ist ehrenamtlich im Vorstand von HILFE-FÜR-JUNGS e.V. tätig.

Katja Ravat

Gewerbestraße 37
79194 Gundelfingen
Tel 0761 5036330
ravat(at)t-online.de

Katja Ravat ist Rechtsanwältin mit Tätigkeitsschwerpunkt Strafrecht, Nebenklagevertretung und Opferrechte und mit ihrer Kanzlei seit 2004 im Raum Freiburg ansässig. Sie ist ehrenamtlich in der Geschädigtenbetreuung des Weissen Rings Breisgau-Hochschwarzwald und im Vorstand von Frauenhorizonte e.V. - Anlauf- und Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt an Frauen - tätig.

Interne Ansprechpersonen

Grundsätzlich sind auch Mitglieder des Jesuitenordens direkt ansprechbar. Die Anerkennung von übergriffigem Verhalten sowie sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen durch Ordensmitglieder sowie von Mitarbeitenden unserer Einrichtungen, ist für uns sehr schmerzlich und ein fortdauernder Prozess. Wir übernehmen Verantwortung für diese Vergangenheit und für die Zukunft, in dem wir uns der Aufklärung, der Aufarbeitung und der Prävention verpflichten. Dazu gehört auch, dass es uns Jesuiten ein Bedürfnis ist, mit Betroffenen in einen für beide Seiten heilsamen Dialog zu kommen. Dies kann in Einzelgesprächen wie in kleinen Gruppen geschehen. Absolute Diskretion unsererseits sagen wir zu. Gern können Sie Kontakt aufnehmen:

Godehard Brüntrup SJ

Hochschule für Philosophie München
Kaulbachstraße 31a
80539 München
Tel 089 2386-2171
godehard.bruentrup(at)hfph.de

Pater Godehard Brüntrup SJ ist Philosoph. Seine Schwerpunkte sind Philosophie des Geistes und philosophische Psychologie. Er hat in verschiedenen Veröffentlichungen zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche Stellung bezogen.

Michael Beschorner SJ

Eisenstuckstr. 27
01069 Dresden
+49 (0)351 4717326
m.beschorner(at)posteo.de

Pater Michael Beschorner SJ ist Theologe, Seelsorger und geistlicher Begleiter. Er war Schulseelsorger und Religionslehrer und ist jetzt Studentenpfarrer der Katholischen Studentengemeinde "Thomas von Aquin" in Dresden.

Weitere Texte und Informationsangebote

Untersuchungsberichte zu Missbrauchsfällen in Einrichtungen des Jesuitenordens

  • Ursula Raue: Bericht über Fälle sexuellen Missbrauchs an Schulen und anderen Einrichtungen des Jesuitenordens (27.05.2010)
  • Andrea Fischer: Die Verantwortung des Jesuitenordens in bestimmten Fällen von sexuellem Missbrauch durch Mitglieder des Ordens (Canisius-Kolleg) (08.07.2010)
  • Julia Zinsmeister: Schwere Grenzverletzungen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen im Aloisiuskolleg Bonn-Bad-Godesberg (15.02.2011)
  • Ursula Raue: Bericht über Grenzverletzungen gegenüber Kindern und Jugendlichen im Jesuiten-Kolleg St Blasien (15.02.2011)
  • Arnfried Bintig: Grenzverletzungen im AKO Pro Scouting am Aloisiuskolleg Bonn-Bad Godesberg (06.03.2013)
  • Zwischenbericht - Meldungen über Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und sexueller Übergriffe (30.05.2016)

Erklärungen zu Missbrauchsfällen

Persönliche Erklärungen

Weiterführende Artikel

Präventionsprojekt: Cautela! Prävention stärken - Heilung fördern

"Cautela! (lat. cautelare: Beschütze!) Prävention stärken - Heilung fördern" ist ein differenziertes Lernprogramm, das für Themen wie Missbrauch und Mobbing sensibilisieren und so mithelfen will, die Würde und Unversehrtheit junger Menschen zu schützen. Um Kinder und Erwachsene auf einer emotionalen Ebene zu erreichen, nutzt es die spezifischen Möglichkeiten von Filmen. Das ist erfolgreicher als ein rein text-basierter Lernansatz. Das Programm besteht aus drei Filmen – je einem für Kinder, für Lehrkräfte und für Eltern – sowie einem Arbeitsbuch. Es richtet sich vorab an Lehrerinnen und Lehrer, sind doch die Schulen die größte Schnittstelle zu den Kindern und Eltern. Natürlich kann Cautela! auch außerhalb der Schule, etwa in den Diözesen oder anderen Institutionen, die Präventionsarbeit leisten wollen, eingesetzt werden. Das Cautela!-Projekt ist in Zusammenarbeit mit dem Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium in Pullach (Ldkrs. München) entstanden, und die Filme wie auch das Arbeitsbuch sind in der Praxis getestet worden. Alle Materialen & Filme findet man unter www.cautela.info

Cautela-Videos

Film für Schülerinnen und Schüler

Film für Eltern

Film für Lehrerinnen und Lehrer

Newsletter

Das Magazin „Jesuiten“ erscheint mit Ausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bitte wählen Sie Ihre Region aus:

×
- ×