Die Gesellschaft Jesu, die 1534 als Bund von sieben Freunden begann, nahm einen raschen Aufstieg. Dank des starken Zulaufes begabter junger Männer in fast allen Ländern gelang es ihr, eine neue Missionsbewegung einzuleiten und ihre Mitglieder an verschiedenen Orten der Welt einzusetzen. Sie traten selbstbewusst auf, beschritten mit erstaunlicher Dynamik neue Wege, verstanden es, sich den verschiedensten Situationen anzupassen und die geeigneten Mittel zu gebrauchen.
Ignatius und seine Gefährten wollten sich anfangs ausschließlich der direkten Verkündigung der christlichen Botschaft widmen. Aber bald erkannten sie, welche Bedeutung in der damaligen Zeit der Bildung zukam. Da diese Aufgabe der Staat nicht übernahm, schloss Ignatius diese Lücke, indem er an bedeutenden Orten Schulen und Universitäten gründete. Dank der Qualität der Lehrer und des kostenlosen Unterrichtes wurden überall Jesuiten angefordert. Ein wichtiges Element der jesuitischen Pädagogik war das Jesuitentheater, eine Mischung von moralischer Unterweisung und Spaß am Spiel. Es war ein geeignetes Mittel, das breite Volk auf anschauliche Weise in menschlichen und religiösen Fragen weiterzubilden.
In den Ordenssatzungen ist festgehalten, dass die Mitglieder der Gesellschaft Jesu je nach ihrer Begabung dort eingesetzt werden sollen, wo sie ihr Charisma am besten entfalten können. Das ist der Grund, weshalb Jesuiten immer in den verschiedensten Berufen eingesetzt wurden. Vor allem durch den Aufbruch in unbekannte Länder wurden die Jesuitenmissionare vielfach zu bahnbrechenden Entdeckern, Geographen und Sprachwissenschaftlern. So befuhr Pater Jacques Marquette 1673 als erster zusammen mit sechs Gefährten 1700 Meilen des Mississippi. Weit bedeutender noch waren die Anstrengungen der Jesuiten zur Erschließung von Hinterindien, Tibet und vor allem in China. Der portugiesische Jesuit Antonio de Andrade durchquerte als erster Europäer den Himalaya. Pater Barnabas Cabo brachte im 17. Jahrhundert die Chinarinde, auch Jesuitenrinde genannt, von Südamerika nach Europa. Sie bildete über 250 Jahre das Heilmittel gegen Malaria.
Der Mathematiker Christoph Clavius wirkte entscheidend an der großen Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 mit und entdeckte mehrere Mondkrater. Der Universalgelehrte Athanasius Kircher schuf mit der „Laterna magica“ den Vorläufer des heutigen Projektionsapparates. Er konstruierte eine der ersten Rechenmaschinen und verwendete zur Temperaturmessung erstmals Quecksilber. In den Sprachwissenschaften schrieben die Jesuiten die ersten Grammatiken des Chinesischen, studierten als erste das Sanskrit der Inder und schufen in Brasilien ein Wörterbuch mit Ausdrücken, die alle Indianerstämme verstanden.
In den Missionen war die Astronomie eine wertvolle Stütze der apostolischen Arbeit. Besonders in China wurden Jesuiten als Hofastronomen mit der Reform des chinesischen Kalenders betraut. Sie zeigten, dass sie Sonnen- und Mondfinsternisse exakter voraussagen konnten als die einheimischen Astronomen und daher von den „Dingen des Himmels“ offensichtlich mehr verstanden. Wie intensiv der Orden in der Astronomie tätig war, zeigen die Namen von 32 Jesuiten, welche heute noch in der Mondgeographie zu finden sind.