Botschaft an Jesuiten im Kriseneinsatz

Das Ringen um eine heilere Welt

Schliesslich folgen in dem vierseitigen Brief Passagen, die eine Selbstverpflichtung des Ordens darstellen: Weltweit sind alle Jesuiten gehalten, für die Umkehr der Menschen aus innerer Überzeugung und von ganzem Herzen zu beten. Der Orden verpflichtet sich, gerade dort das Evangelium zu verkünden, wo es am meisten gebraucht wird. Friedensarbeit und Engagement für soziale Gerechtigkeit mit allen möglichen Mitteln sollen in allen Provinzen verstärkt werden. Bereits Papst Paul VI. hatte die Jesuiten daran erinnert: "Wenn ihr Frieden wollt, arbeitet für Gerechtigkeit."

Der Schreibstil des Briefes berührt, weil darin Erfahrung im Einsatz für Menschenwürde dort, wo sie mit Füssen getreten wird, durchscheint. Er ist ein authentisches Zeugnis vom leidenschaftlichen Ringen um eine heilere Welt. Zugleich ist der Brieftext zutiefst spirituell. Alle Jesuiten, die sich in Kriegsgebiete und Konfliktregionen senden lassen, nehmen die Kraft für ihren Einsatz aus dem Glauben. Nur eine lebendige Christusnachfolge kann durchtragen und motivieren, ohne dass man verzweifelt oder zynisch wird. So schliesst der Brief denn auch mit einem Gebet, das die Mitbrüder an den Frontlinien der Gewalt unter den Schutz Gottes stellt. Für die politisch Verantwortlichen wird um den Mut zum Frieden gebetet und um Heilung an Leib und Seele für alle Menschen, die Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind. So lauten die letzten Worte dieses einmaligen und bewegenden Dokuments schlicht: "Um all das bitten wir unseren Herrn Jesus Christus. Amen. Maria, Königin des Friedens und Mutter der Gesellschaft Jesu, bitte für uns."

Pater Christian M. Rutishauser SJ (* 1965) ist Provinzial der Schweizer Jesuiten. 1992 trat er in den Jesuitenorden ein und wurde 1998 zum Priester geweiht. Von 2001 bis 2012 war er Bildungsleiter im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn. Der promovierte Judaist ist Delegationsmitglied der Deutschen und der Schweizer Bischofskonferenz sowie des Vatikans zur Beziehung mit dem Judentum und hat Lehraufträge für jüdische Studien u. a. an der Hochschule für Philosophie in München.

Newsletter