Hugo Enomiya-Lassalle

Am 11. November 1898 wurde Hugo Lassalle im westfälischen Externbrock als Sohn einer hugenottischen Familie geboren. Nach dem Abitur musste er im Ersten Weltkrieg Militärdienst leisten. 1919 trat er in den Jesuitenorden ein. 1927 wurde er zum Priester geweiht und in die japanische Mission gesandt. 1929 übernahm er an der Sophia-Universität in Tokio eine Professur für Deutsche Sprache. 1931 gründete P. Lassalle das Jochi-Settlement, ein Sozialwerk in den Elendsvierteln von Tokio.

Schon früh beschäftigte er sich mit der Zen-Meditation und hielt seine Betrachtungen nicht kniend sondern im asiatischen Lotussitz: "Wenn ich als Missionar nach Japan gehen sollte, dann war es eine der wichtigsten Aufgaben, die Kultur der Japaner kennenzulernen. Man kann ja nicht einfach das Christentum in der Form der europäischen Kultur predigen. Das war ein Anlass für mich, noch mehr Zen zu studieren." Schon 1930 machte er ein Sesshin (mehrtätige Zen-Exerzitien) mit: "Was ich da machte, so sagte ich mir, das können auch wir Christen gut gebrauchen, denn Mission besteht ja nicht nur in einem einseitigen Geben: Die europäischen Christen geben den Japanern etwas. Nein, auch Christen können von den Japanern viel lernen."

1935 bis 1949 war er Missions-Superior der Jesuitenmission in Japan. In Verantwortung für das Apostolische Vikariat Hiroshima erlebte und überlebte er am 6. August 1945 den Atombombenabwurf in unmittelbarer Nähe. Ein Mitbruder zog ihm die Holzsplitter heraus, die in seinen Rücken eingedrungen waren. Nach dem 2. Weltkrieg kamen auf seine Initiative hin Jesuiten aus vielen Ländern nach Japan. Als Symbol der Zuversicht im Atomzeitalter errichtete P. Lassalle mit Beteiligung vieler Länder die "Weltfriedenskirche in Hiroshima". 

P. Lassalle, der unter dem Namen Makibi Enomiya (愛宮 真備) japanischer Staatsbürger wurde, war Pionier des Zen für Christen. Zu seiner Lehrbefähigung gab ihm sein Zen-Meister Kôun Yamada den Namen "Wolke der Liebe". Nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde P. Lassalle im deutschen Sprachraum durch unzählige Meditationskurse bekannt und für viele Menschen zu einem Lehrmeister des inneren Lebens. Die Stadt Hiroshima verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft. Im Sommer 1975 wurde Pater Lassalle zum Dr. theol. h.c. der Katholisch-Theologischen Fakultät in Mainz promoviert. P. Hugo Enomiya-Lassalle SJ verstarb am 7. Juli 1990 in Münster im 92. Lebensjahr, nachdem er krankheitsbedingt nach Deutschland zurückgekehrt war. Da Pater Lassalle der japanischen Provinz angehörte, wurde seine Urne nach Tokio geflogen und dort beigesetzt.

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