Als die ersten Jesuiten 1574 nach Luzern kamen, gründeten sie ein Kollegium. Diese Schule gilt als Ursprung der theologischen Fakultät und damit der Universität Luzern. Heute zeugt die imposante Jesuitenkirche Franz Xaver im Herzen der Stadt von der Bedeutung der Jesuiten für Luzern. Ein Gespräch mit dem aktuellen Kirchenrektor der Jesuitenkirche, Pater Hansruedi Kleiber SJ.
450 Jahre Jesuiten in Luzern – dieses Jubiläum ist alles andere als selbstverständlich. Die Lebensbedingungen in Luzern waren für die ersten Jesuitenpatres nach ihrer Ankunft so miserabel, dass sie die Stadt beinahe wieder verlassen hätten. Doch die Geschichte nahm einen anderen Lauf und die Jesuiten können in diesem Jahr auf ihre 450-jährige Geschichte in Luzern zurückblicken.
Zu diesem Anlass reiste auch der Provinzial der Jesuiten in Zentraleuropa, Pater Thomas Hollweck SJ, aus München an. Zusammen mit Pater Hansruedi Kleiber SJ, Präfekt der Jesuitenkirche Franz Xaver im Herzen Luzerns, und Pater Christian Rutishauser SJ, frisch ernannter Professor für Judaistik an der Universität Luzern, zelebrierte Pater Hollweck eine festliche Messe.
Dem hohen Wert der Kirchenmusik an der Jesuitenkirche in Luzern entsprechend, wurde dieser besondere Gottesdienst durch die „Messa di Gloria“ von Giacomo Puccini umrahmt. Pascal Mayer dirigierte das Collegium Musicum Luzern und seinen Chor. Nach 14 Jahren Tätigkeit in der Jesuitenkirche geht er in den Ruhestand und wurde im Rahmen des Festgottesdienstes verabschiedet. Die Gottesdienstbesucher, ein Publikum aus Liebhabern religiöser Musik und Freunden der Jesuiten, bedachten Pascal Mayer mit stehendem Applaus.
Pater Kleiber, was ist Ihre Aufgabe an der Jesuitenkirche Franz Xaver in Luzern?
Als Präfekt, das heißt Kirchenrektor, bin ich verantwortlich für alles, was in dieser Kirche geschieht: Gottesdienste, Konzerte, Vorträge und vieles mehr. Seit 1848 bin ich der erste Jesuit, der wieder in Luzern arbeiten darf. Die Jesuiten haben erst vor 18 Jahren begonnen, hier wieder zu wirken. Die Jesuitenkirche hat zwar immer als Kirche gedient, jedoch waren in den Jahren zuvor nicht Jesuiten, sondern Diözesanpriester des Bistums Basel und ehemalige Lehrer des Kollegiums der Kantonsschule an dieser Kirche tätig, um Seelsorge und Gottesdienste zu garantieren.
Die Regierung vom Kanton Luzern hat mich als damaligen Provinzial der Schweizer Jesuiten gefragt, ob der Jesuitenorden bereit wäre, diese Aufgaben wieder zu übernehmen. Denn die Jesuitenkirche ist 1773 in staatlichen Besitz übergegangen, als der Papst den Orden aufgehoben hat. Sie gehört seitdem dem Kanton Luzern, der für den Unterhalt des Gebäudes sogt. Das ist ziemlich aufwändig, doch die Kirche war noch nie in einem so guten Zustand wie heute. Darüber sind wir sehr froh.
Worin haben die Jesuiten in diesen Jahren gewirkt?
Vor 18 Jahren haben die Jesuiten mit der Hochschulseelsorge an der neu gegründeten Universität Luzern begonnen. Der damalige Rektor der Universität fragte mich, ob der Orden nicht helfen könne, eine Hochschulseelsorge auf die Beine zu stellen. Schließlich hätten die Jesuiten Erfahrung in der Hochschulseelsorge in Basel, Bern und Zürich. Im Herbst 2006 begann Pater Franz-Xaver Hiestand SJ damit auch in Luzern.
Vor zwei Jahren versetzte der Provinzial den damaligen Hochschulseelsorger nach Zürich. Die Hochschulseelsorge wird seitdem nicht mehr von Jesuiten getragen. Daher bin ich nun der einzige Jesuit in Luzern, aber ich gehöre zur Gemeinschaft der nächstgelegenen Kommunität des Lassalle-Hauses in Bad Schönbrunn.
Was macht für Sie die Jesuitenkirche in Luzern aus?
Diese Kirche ist ein wunderschöner, barocker Raum, die erste große Barockkirche in der Schweiz. Sie hat eine wichtige Bedeutung für die Stadt Luzern und über Luzern hinaus. Wir feiern viele Gottesdienste und Eucharistiefeiern, die immer gut besucht sind. Die Leute kommen von überall her.
Wir legen Wert auf eine gute Kirchenmusik, haben einen eigenen Chor und ein eigenes Orchester auf Top-Niveau: das Collegium Musicum Luzern. Außerdem sind die Professorinnen und Professoren der Theologischen Fakultät der Universität Luzern verpflichtet, in der Jesuitenkirche zu predigen – das gehört zu ihrem Lehrauftrag.
Die Kirche hat auch eine spezielle Bedeutung und Ausstrahlung für den Tourismus in Luzern und ist für die Sichtbarkeit des Jesuitenordens wichtig.
Was ist an Veranstaltungen in der Jesuitenkirche in der nächsten Zeit geplant?
Am Sonntag, 25. August, gab es anlässlich des Jubiläums „450 Jahre Jesuiten in Luzern“ einen Gottesdienst, das Collegium Musicum Luzern spielte die „Messa di Gloria“ von Giacomo Puccini. Außerdem haben wir einige Vorträge im Rahmen dieses Jubiläums organisiert, zum Beispiel von Pater Klaus Mertes SJ aus Berlin und Pater Paul Oberholzer SJ aus Rom.
Welche Angebote in der Jesuitenkirche liegen Ihnen besonders am Herzen?
Das sind die Gottesdienste, vor allem an speziellen Festtagen, etwa wenn wir wie jetzt ein Ordensjubiläum feiern oder das Fest eines Jesuiten-Heiligen begehen. Seit ich in Luzern bin, legen wir großen Wert darauf, dass dabei der Orden auch als Orden erkennbar und sichtbar ist.
Zum Programm anlässlich des Jubiläums „450 Jahre Jesuiten in Luzern“ (PDF)